Primärtherapie


In der Primärarbeit oder Primärtherapie geht es darum, einen Zugang zu Ihren sogenannten "primären Gefühlen", also Gefühlen aus der frühen Kindheit und Jugend, wiederherzustellen.

 

Primärgefühle sind nicht zwingend unangenehm, sondern zunächst einmal nur sehr ursprünglich. Es sind die ersten Reaktionen, die Sie in einer bestimmten Situation als Kind empfunden haben. Betrachten wir dies anhand eines Beispiels: 

 

Ein Junge verliert im Alter zwischen sieben bis zehn Jahren seinen Vater. Seine erste Reaktion ist Entsetzen und Wut darüber, dass sein Vater gestorben ist. Der Junge vermisst den Vater und sein Ausdruck dafür ist die Wut darüber, dass er jetzt nicht mehr Fußball mit ihm spielen kann.

 

Seine Mutter ist in ihrer Trauer und unter dem Druck von außen der Wut des Jungen nicht gewachsen und versteht ihn nicht (vielleicht, weil sie selbst nicht wütend sein darf). Sie versucht, ihm die Situation so zu "erklären": "Du darfst nicht böse auf Papa sein, er kann ja nichts dafür. Papa wollte doch nicht sterben." Der Junge bekommt ein schlechtes Gewissen und traut sich nun nicht mehr, böse auf seinen Vater zu sein.

 

Seine Mutter, die selbst nicht weiß, wie sie mit dem Tod ihres Mannes umgehen soll, sagt ihm außerdem: "Ich finde das auch wirklich nicht schön, dass Du so wütend auf den armen Papa bist. Es ist doch ganz, ganz traurig, dass er gestorben ist." Das schlechte Gewissen steigt und der Junge lernt daraus, dass Trauer die angemessene Reaktion auf einen derartigen Verlust ist. Das primäre Gefühl wird durch ein erlerntes sekundäres ersetzt. 


Wut und Trauer


Wird dieses sekundäre Gefühl von dem Jungen grundsätzlich erlernt, also für ähnliche Situation in seinem Leben fest verankert und entsprechend "abgerufen", geht sein Zugang zu seiner Wut verloren. Es wird durch Trauer ersetzt. Diese Verknüpfung kann eine sogenannte Aggressionshemmung und darauf folgend sogar eine Depression (als eine nach innen gerichtete Aggression) nach sich ziehen.

 

Unterdrückte Wut bahnt sich immer einen Weg. Vielleicht ist sie der Grund dafür, warum sich bei ihm überhaupt ein psychisches Problem entwickelt hat, aufgrund dessen er eine Psychotherapie macht.

 

Erinnert sich der inzwischen erwachsen gewordene Junge aber an den Tod seines Vaters zurück und bekommt in der geschützten therapeutischen Situation die Chance, statt der ihm zugewiesenen Traurigkeit das dazugehörige Tabu zu überwinden und noch einmal seine Ohnmacht zu empfinden, und die Wut, die er als Junge empfand, schließt sich unter Umständen ein Kreis für ihn. Das kann sehr heilsam sein, da man sich dadurch sehr viel authentischer fühlt.

 


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